An einem Nachmittag kurz vor Weihnachten habe ich mal wieder über zukünftige in Frage kommende Reiseziele nachgedacht. Ein paar Schnäppchen-Recherchen haben mich schließlich zu einem in meinen Augen preiswerten Flug nach Neu-Delhi, Indien geführt. Hin- und Rückflug mit KLM für zusammen 480,- Euro. Gefunden habe ich diese Verbindung auf swoodoo.com.
Einziger Haken – wenn man es so nennen will, für manche mag das auch genau richtig sein – ist die Dauer des Indien-Aufenthalts. Um die preiswerteste Flüge im Zeitraum um den März herum nehmen zu können, musste ich einen ganzen Monat dort bleiben. Grundsätzlich nicht weiter schlimm, aber meine bisher längste Reise war mit 22 Tagen die InterRail-Tour im letzten Sommer (Beitrag: InterRail 2014 – Tag 1 von 22 – Die Reise beginnt! vom 18. September 2014). Indien ist dann aber doch nochmal ein bisschen anders als die mir bekannte westliche Kultur.
Aber Schnäppchen ist Schnäppchen und so habe ich mich nachdem ich diese Verbindung gefunden habe innerhalb von einer Stunde entschieden und schließlich gebucht.
Genaue Pläne hatte ich natürlich noch keine, aber einen Flug. Wochen später, die Vorfreude wurde größer und größer, habe ich dann mal angefangen mir Gedanken zu machen, was ich denn mache, wenn ich nachts um zwei in Delhi lande.
- Wie teuer sind Unterkünfte? Buche ich vorher oder vor Ort?
- Will ich wirklich vier Wochen in der selben Stadt verbringen?
- Wie komme ich ggf. in andere Städte? Mumbai, Chennai, Kalkutta, nach Agra zum Taj Mahal?
Um nach Unterkünften zu suchen bin ich auf meine Lieblingsseite, was dieses Thema betrifft gegangen:
booking.com*. Von den Preisen für Unterkünfte war ich mehr als begeistert. 5 Euro pro Nacht war schon eine der teureren Unterkünfte. Gebucht habe ich Zimmer für die ersten drei Nächte.
Schnell konnte ich mir auch die Frage beantworten, ob ich die ganze Zeit am selben Ort verbringen möchte. Nein! Vier Wochen Indien, da will ich möglichst viel vom ganzen Land sehen. Relativ schnell fand ich die Website der indischen Bahngesellschaft. Leider war diese für mich auf den ersten Blick nicht wirklich mit der Deutschen Bahn-Seite vergleichbar. Schließlich habe ich aber Fahrpläne finden können und sogar zugehörige Preise. Und auch davon war ich sehr begeistert. Eine 36stündige Bahnfahrt von Delhi nach Bombay in der preiswertesten Klasse habe ich für umgerechnet etwa sechs Euro finden können. Nur buchen war leider nicht möglich. Das müsste ich vor Ort dann tun und hoffen, dass noch Plätze verfügbar sind.
Ein paar Tage vor Reisebeginn, am 17. Februar habe ich mich dann um das Visum gekümmert. Ähnlich wie beim Flug in die USA konnte ich kurz vor Abflug ein Touristenvisum online beantragen. Unterschied zur Einreisegenehmigung in die USA war der Preis: 60 Euro kostet der Antrag auf Einreisegenehmigung nach Indien, nach New York habe ich umgerechnet zehn Euro bezahlt.
Beitrag: Einreise in die USA: Welche Dokumente benötigt man vom 26. April 2014
So, nun hatte ich alles Notwendige: Einen Flug, eine Einreisegenehmigung und eine Unterkunft für die ersten drei Nächte. Nun musste ich mir langsam Gedanken darüber machen, was ich in meinen Rucksack packe. Und damit ging das Problem los. Mir fiel nichts ein. Ich habe massenhaft Wäsche gewaschen und von einem Punkt zum anderen hin und her gelegt, nur nicht in meine Tasche. Ich kann dieses Gefühl schwer beschreiben, aber vielleicht kennt ihr das ja, dass man einfach nicht so richtig motiviert ist seine Tasche zu packen. Bis zum letzten Tag habe ich übrigens nichts eingepackt, habe das immer hinausgezögert und mir gesagt, dass das Packen ja noch Zeit hat.
Ich habe natürlich Freunden von meinen Reiseplänen erzählt. Leider hielt die Begeisterung bei ihnen sehr in Grenzen, manche haben gesagt dass sie das nicht machen würden und manche haben mir sogar davon abgeraten zu fliegen. Sie haben eigentlich unbegründete Zweifel meinerseits noch bestärkt. Ich habe mich gegen nichts impfen lassen. Es werden zwar einige wenige Impfungen empfohlen, Pflichtimpfungen gibt es für deutsche Staatsangehörige aber keine, wenn man nach Indien reisen möchte. “Ohne Impfungen ist das doch viel zu gefährlich,…” etc. Naja, das alleine wäre für mich noch kein Grund gewesen die Reise abzusagen, aber irgendwie kam einiges zusammen.
Der letzte Abend vor Abflug. Die Tasche war zur Hälfte gepackt. Die Vorfreude war irgendwie komplett weg. Ich habe mich mit zwei Freundinnen verabredet, wir waren im Kino, danach essen. Und natürlich war Indien ein Gesprächsthema. Ein paar Selbstzweifel und das Abraten meiner Freunde spielten zusammen und bereiteten mir eine Menge Kopf zerbrechen auf dem Heimweg.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker. Ich habe ihn eine halbe Stunde früher als eigentlich nötig wäre gestellt, da ich ja die Tasche noch fertig packen musste. Und ich war noch so unglaublich müde. Und das war dann der Moment, in dem ich den Entschluss gefasst habe vier Wochen Indien-Urlaub abzusagen und das, obwohl der Flug und das Visum schon bezahlt waren.
Die ersten Stunden nach dieser Entscheidung waren etwas merkwürdig. Ich war mir recht sicher, dass ich den Schritt schnell bereuen werde. Was soll ich denn nun meinen Freunden sagen? Ich habe doch schon so lange überall rum erzählt, dass ich einen Monat verreise. Glücklicherweise war das alles kein Problem. Einige meiner Freunde waren sogar sehr erleichtert, dass ich nicht gefahren bin. Ich hätte ja keine Angst gehabt nach Indien zu fliegen, wäre ich der Meinung gewesen, dass es ohne Impfungen zu gefährlich ist, hätte ich mir ja welche geben lassen können. Aber irgendwie war es auch ein schönes Gefühl zu wissen, dass meine Freunde sich ein bisschen Sorgen gemacht hätten und nun erleichtert sind, dass ich hier geblieben bin.
Update vom 26. März 2015: Und die Entscheidung, den Flug abzusagen, habe ich bis heute erstaunlicherweise kein einziges Mal bereut, obwohl es natürlich schade um das schon investierte Geld ist.
Indien bleibt aber trotz allem ein Land, das ich sehr gerne in den nächsten Jahren mal bereisen möchte. Dann aber vielleicht nicht ganz so lange, oder etwas organisierter oder mit einem Freund/einer Freundin oder nicht als erstes Land mit für mich noch so fremder Kultur. Mal sehen … Indien, ich komme – irgendwann auf jeden Fall!