Nach anderthalb Jahren gibt es nun endlich einen sechsten Teil in der Reihe “Nach dem Abitur ins Ausland“. Diesmal habe ich Hannah und Adrian interviewt. Die beiden haben sich nicht für ein FSJ, Au pair oder ähnliches entschieden – nein, noch viel viel cooler: die beiden machen eine Weltreise! Und nicht nur ein Jahr. Vielleicht zwei, vielleicht drei? Das wissen die beiden selbst nicht – ein Ende für ihre Reise haben sie nicht geplant.
Seit Anfang Oktober 2017 sind sie nun unterwegs. Und ich möchte mich gleich mal bei den beiden entschuldigen. Dieser Beitrag ist schon sehr lange geplant, das Interview hat bereits im November stattgefunden. Da mein Reiseblog aber 2017 sehr inaktiv war veröffentliche ich den Beitrag erst jetzt. Was sie erzählen ist natürlich trotzdem sehr interessant. Sechs Wochen waren sie zum Zeitpunkt des Interviews unterwegs, waren gerade in Asien. Jetzt sind sie in Australien. Nachdem sie einige Zeit dort gearbeitet haben, haben sie sich ein Auto gekauft und machen nun einen Roadtrip durch Down Under.
Die Erlebnisse teilen sie auf ihrem Blog Spirit of Traveling. Aber noch lieber schaue ich mir ihre Vlogs auf Youtube an. Schau dort unbedingt mal vorbei. Es macht wirklich sehr viel Spaß den beiden beim Reisen “zuzusehen”. Und schau doch auch mal auf ihrem Instagram-Profil vorbei: @hannahstravelnotes.
Das Interview mit Hannah und Adrian
Nach dem Abi nicht gleich mit einem Studium oder einer Ausbildung zu beginnen ist nicht unüblich. Aber die meisten beschränken diese Zeit meist auf ein Jahr und machen ein FSJ oder ein Au pair-Jahr. Wie kamt ihr auf die Idee, eine Weltreise mit Open End zu machen?
Wir wollten einfach so viele Dinge und Länder sehen, dass wir uns hierbei nicht auf ein Jahr beschränken wollten. Allein das Visum für Australien geht ja schon für ein Jahr – ob wir das ganz ausreizen, wissen wir zwar noch nicht, aber wir wollten es uns auf jeden Fall mal offen halten!
Außerdem hatten wir keine Lust, unsere Reise schon im Voraus festzulegen, wir haben also nur die Flüge bis Australien gebucht, die weitere Reise wird sich dann spontan entwickeln. Diese Freiheit zu haben, war uns einfach wichtig, da es quasi das erste Mal in unserem Leben ist, dass einfach GAR NICHTS für uns geplant ist – so geil! 😀
Gar nichts? Das heißt, ihr reist ihr einfach drauf los oder wisst ihr zumindest schon so ungefähr wann ihr wo sein wollt?
Wie gesagt, ab Australien reisen wir einfach drauf los. Wir wissen noch nicht, was uns an den kommenden Orten erwartet, deswegen wollten wir uns hier auf nichts festlegen. Eine Art „Wunschliste“ mit zukünftigen Zielen haben wir zwar schon, aber wann wir dort sein werden und ob nicht noch etwas anderes hinzukommt, werden wir einfach mal schauen.
Welche Orte stehen denn auf Eurer Wunschliste, wo wollt ihr unbedingt hin, was wollt ihr gerne sehen? Habt ihr so eine Art Bucket-List für Eure Weltreise?
Wir waren jetzt bereits in Thailand und auf Bali. Als nächstes geht es dann nach Australien, wo wir sehr lange bleiben, arbeiten und reisen werden. Eine genaue „Bucket-List“ haben wir nicht, aber doch eine Art Orte-Wunschliste (die sich aber ständig verlängert… :D). Nach Australien möchten wir gerne noch nach Neuseeland, von dort vielleicht über Fiji und Hawaii nach Peru (Peru ist das einzige Land, das im Moment fix feststeht) und vielleiiiiicht von Peru aus noch andere Ziele in Südamerika. Und Mittel. Und Nord. Also eigentlich alles! 😀
Wir werden mal sehen, wie lange das Geld und die Motivation reichen.
Geld ist ein gutes Stichwort. Wie finanziert ihr denn diese Weltreise?
Achtung, Achtung, hier kommt das große Geheimnis, wie zwei Abiturienten es sich leisten können, so lange zu reisen!: Sie heben ihren Hintern und arbeiten. 😀
Genau, wir haben beide während und nach der Schule gearbeitet, gespart, gespart und wir werden auch auf der Reise unser Konto noch einmal aufstocken (wenn wir in Australien arbeiten). Gestartet sind wir beide mit etwa 5500 Euro, sobald wir in Australien ankommen, werden wir uns aber erstmal nach Arbeit umsehen. Wer, was die Kosten betrifft, an Details interessiert ist, der kann unsere Reisekosten ganz genau aufgelistet auf dem Blog nachlesen. Es ist schon ein Batzen, aber man muss eben Prioritäten setzen!
Dazu kommt, dass wir sehr günstig reisen. Wir gönnen uns zwar schon ab und zu etwas und machen auch coole Sachen, aber wir reisen lieber länger und verzichten dafür auf so einigen Luxus.
Das finde ich sehr cool! Was denken denn Eure Freunde und Familien zu Eurer Reise?
Negative Reaktionen gab es bei uns beiden eigentlich gar keine. Adri’s Eltern waren anfangs skeptisch, dass es länger als ein Jahr gehen sollte, aber mittlerweile unterstützen uns beide Elternpaare komplett bei diesem großen Vorhaben. Sie feiern es sogar richtig! 😀
Bei Freunden gab es ebenfalls überwiegend extrem positive Reaktionen, die engsten waren natürlich trotzdem auch traurig, dass wir so lange weg gehen.
Ihr seid ja nun schon ein paar Wochen unterwegs, wie ist bisher der Eindruck? Habt ihr es Euch so vorgestellt, sind bereits Probleme aufgetreten?
Wir sind jetzt schon etwas über einen Monat unterwegs und können voller Überzeugung sagen: Wir lieben es total. Allerdings ist es dabei nicht so, dass man sagt, Reisen ist das einzig Wahre und das Leben in Deutschland scheiße (wie man es ja manchmal so krass hört von Langzeitreisenden). Im Gegenteil: manche Dinge in Deutschland lernt man erst richtig zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat: BROT zum Beispiel haha, schnelles Internet, zuverlässiger ÖPNV, keine Malariagefahr bei jedem Mückenstich, einen festen Freundeskreis, natürlich das Familienleben, gut sortierte Supermärkte, feste Preise, die man nicht ewig um wenige Cent herunterhandeln muss, und sich dann immer noch verarscht fühlt, Klopapier…
Probleme sind bis jetzt eigentlich kaum aufgetreten. Höchstens mal, dass man sich gleich mega die Panik schiebt, wenn es einem mal nicht 100% gut geht oder Internet, das einen verzweifeln lässt. Aber im großen und ganzen ist es wunderbar und wir sind so dankbar für diese riesen Chance!
Was würdet ihr denn sagen, sind Eigenschaften, die man mitbringen sollte wenn man sich auch in so ein Abenteuer stürzen möchte?
Natürlich die paar grundlegenden wie Offenheit neuen Kulturen gegenüber, Neugier, Abenteuerlust, vielleicht nicht zu sehr an Heimweh zu leiden. Aber auch ein paar speziellere Fähigkeiten sind bei so einer Reise auf einmal von Bedeutung: Ein bisschen Organisationstalent, um die weitere Reise zu planen, nicht den Überblick über die Finanzen zu verlieren, usw.
Dann Gelassenheit, denn gerade in eigentlich allen Länder außer Deutschland tickt die Zeit einfach langsamer. Man wird lernen zu warten. Viel zu warten. Und es zu genießen. Auch sollte man vielleicht, zumindest bei tropischen Reisezielen oder allen, wo man nicht immer ein hundertprozent dichtes Haus bewohnt, damit klarkommen, wenn man mal Mitbewohner hat. Geckos, Spinnen, Mücken, Kakerlaken und Ameisen waren bis jetzt unsere häufigsten Gefährten. Aber es gibt natürlich, je nach Reiseziel, auch Schlangen, Frösche, Hunde, Hühner, Kühe, Riesenechsen, vielleicht Krokodile, die sich überall frei bewegen. Und was auch immer hilfreich ist, ist die Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Das macht alles einfach immer noch viel schöner und bunter. Das sollte aber bei einer Reise wie dieser kein Problem sein. Es wäre eher beeindruckend, wenn jemand es schafft, bei einer langen Reise keine neuen Leute kennenzulernen!
Und wenn du das jetzt liest, und denkst scheiße – diese Eigenschaften besitze ich nicht alle, kann ich dann überhaupt reisen?! NATÜRLICH. Reisen kann man IMMER, würden wir behaupten, und alles was man braucht, lernt man unterwegs! Reisen, sagte mal ein schlauer Mann, ist die beste Universität der Welt. Und das stimmt!
Ihr unternehmt ja die Reise zu zweit und seid wahrscheinlich 24/7 zusammen. Geht ihr Euch auch mal auf die Nerven und wenn ja, was tut ihr dagegen?
Ja, natürlich kann das ab und zu vorkommen. Aber erstmal: Trotzdem war es die beste Entscheidung überhaupt, diese Reise zusammen zu unternehmen! Jeder Sonnenuntergang, jedes Erlebnis, jede tolle Begegnung ist so viel schöner, wenn man sie teilen kann. Und jede schwierige Situation ist einfacher – geteiltes Leid ist halbes Leid, und wenn nicht, dann kann man sich wenigstens trösten oder den Rücken stärken (wenn zum Beispiel einer krank wird).
Aber zurück zum Nerven: meistens sind es einfach Kleinigkeiten, wo man eben mal die Augen verdreht. Zum Beispiel, wenn Adrian zum zehnten Mal sein Handtuch draußen vergisst, wenn er duschen geht und dann entweder ich es holen muss oder er alles nass macht.
Adri: Oder wenn Hannah mal wieder hundert Jahre braucht, um sich auch ja überall gründlich mit Sonnencreme einzucremen, auch wenn es natürlich wichtig ist (jaaa, halloo, Gesundheit geht vor!).
Aber wie man sieht, das sind wirklich Kleinigkeiten, die auch keine wirklichen Probleme bereiten, sondern mittlerweile eher schon lustig werden. Und wenn einer wirklich mal schlechte Laune hat und seine Ruhe haben (was echt selten vorkommt), oder einfach Mal in Ruhe sein Buch lesen will, dann geht man eben eine Runde alleine am Strand spazieren oder verbringt einfach ein bisschen Zeit für sich.
Das klingt alles sehr cool und viele meiner Leser werden Euch beneiden – ich tue es jedenfalls. Aber so schön und aufregend so eine Weltreise auch sein mag, irgendwann wird sie zu Ende sein. Habt ihr schon Pläne, wie es bei Euch danach weitergeht?
Nö. Doch klar, ein bisschen schon. Aber wir werden hier nichts unterschreiben, denn wer weiß, wo uns diese Reise noch hinführen und wie sie uns vielleicht verändern wird! Adri möchte gerne Politik und Sport auf Lehramt studieren. Ich möchte in den Journalismus, irgendwas mit Schreiben und Fotografieren. Davor würde ich aber gerne noch ein bisschen in Frankreich als Surflehrerin arbeiten, das ist so ein kleiner Traum. Also drückt die Daumen, dass das mit dem Surfen gut klappt in der nächsten Zeit! 😀
Aber jetzt heißt es erstmal: die Welt sehen, das Surfen verbessern, Geld verdienen und Blog und YouTube vorantreiben.
Ah, wer es noch nicht weiß: seit der Reise vloggen wir auch! Wir sind zwar mit unseren Skills noch ganz am Anfang, aber wir lernen stetig dazu und freuen uns über jeden, der Lust hat, mitzureisen!
Also dann, vielleicht sehen wir uns ja in Zukunft mal auf unserem Blog Spirit of Traveling, YouTube oder irgendwo in der Welt! Wir sind immer offen für Fragen aller Art oder einfach nettes (tief- oder stumpfsinniges) Gequatsche. 😀
Alles Liebe,
Hannah & Adrian
Vielen Dank, Hannah und Adri, dass wir so viel über Euch erfahren durften. Ich wünsche Euch weiterhin eine super schöne, aufregende, ereignisreiche und natürlich unvergessliche Zeit. Ich freue mich schon auf Eure nächsten Vlogs.
Du interessierst Dich auch für die bisherigen Beiträge in der Kategorie “Nach dem Abitur ins Ausland”? Hier findest Du die Teile 1 bis 4:
- Nach dem Abitur ins Ausland – 1 – Ann’s Freiwilligenarbeit in Costa Rica und Studium in Paris
- Nach dem Abitur ins Ausland – 2 – Anntheas Au pair-Jahr in Rom
- Nach dem Abitur ins Ausland – 3 – Steffens FSJ in New York City
- Nach dem Abitur ins Ausland – 4 – Fredrikes FSJ in Peru
- Nach dem Abitur ins Ausland – 5 – Ferdinands FSJ in Ecuador